Auszug aus dem Entscheid Nr. 177/2021 vom 9. Dezember 2021 Geschäftsverzeichnisnummern 7277, 7279, 7280, 7289

Auszug aus dem Entscheid Nr. 177/2021 vom 9. Dezember 2021

Geschäftsverzeichnisnummern 7277, 7279, 7280, 7289, 7291 und 7296

In Sachen: Klagen auf völlige oder teilweise Nichtigerklärung des Gesetzes vom 7. Mai 2019 « zur Abänderung des Gesetzes vom 7. Mai 1999 über die Glücksspiele, die Wetten, die Glücksspieleinrichtungen und den Schutz der Spieler, und zur Einfügung eines Artikels 37/1 in das Gesetz vom 19. April 2002 zur Rationalisierung der Arbeit und Verwaltung der Nationallotterie », erhoben von der « Derby » AG und der « Tiercé Ladbroke » AG, von der « Betcenter Group » AG, von E.G., von der « World Football Association » PGmbH, von der « PMU Belge » AG und von der « Rocoluc » AG und anderen.

Der Verfassungsgerichtshof,

zusammengesetzt aus den Präsidenten P. Nihoul und L. Lavrysen, und den Richtern J.-P. Moerman, T. Giet, R. Leysen, J. Moerman, M. Pâques, Y. Kherbache, T. Detienne und D. Pieters, unter Assistenz des Kanzlers F. Meersschaut, unter dem Vorsitz des Präsidenten P. Nihoul,

erlässt nach Beratung folgenden Entscheid:

I. Gegenstand der Klagen und Verfahren

  1. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 8. November 2019 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 12. November 2019 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 2, 3 Nr. 2, 18, 20 Nr. 2, 21 Nrn. 3 und 4, 22, 23 Nr. 1, 24 Nrn. 2 und 3 und 31 des Gesetzes vom 7. Mai 2019 « zur Abänderung des Gesetzes vom 7. Mai 1999 über die Glücksspiele, die Wetten, die Glücksspieleinrichtungen und den Schutz der Spieler, und zur Einfügung eines Artikels 37/1 in das Gesetz vom 19. April 2002 zur Rationalisierung der Arbeit und Verwaltung der Nationallotterie » (veröffentlicht im Belgischen Staatsblatt vom 15. Mai 2019): die « Derby » AG und die « Tiercé Ladbroke » AG, unterstützt und vertreten durch RA P. Joassart, in Brüssel zugelassen.

  2. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 8. November 2019 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 13. November 2019 in der Kanzlei eingegangen ist, erhob die « Betcenter Group » AG, unterstützt und vertreten durch RA L. Wynant und RA A. Loubkine, in Brüssel zugelassen, Klage auf Nichtigerklärung desselben Gesetzes.

  3. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 7. November 2019 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 13. November 2019 in der Kanzlei eingegangen ist, erhob E.G., unterstützt und vertreten durch RA D. Philippe und RA J.-F. Libert, in Brüssel zugelassen, Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 28 Nr. 1 und 31 Nr. 1 desselben Gesetzes.

  4. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 14. November 2019 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 15. November 2019 in der Kanzlei eingegangen ist, erhob die « World Football Association » PGmbH, unterstützt und vertreten durch RÄin Y. Spiegl und RÄin C. Maczkovics, in Brüssel zugelassen, Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 20 Nr. 2, 21 Nrn. 3 und 4, 23 Nr. 1, 24 Nrn. 2 und 3 und 31 Nrn. 1 und 2 desselben Gesetzes.

  5. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 14. November 2019 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 15. November 2019 in der Kanzlei eingegangen ist, erhob die « PMU Belge » AG, unterstützt und vertreten durch RÄin Y. Spiegl und RÄin C. Maczkovics, Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 20 Nr. 2 und 21 Nrn. 3 und 4 desselben Gesetzes.

  6. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 14. November 2019 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 18. November 2019 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 4, 20, 24 und 36 desselben Gesetzes: die « Rocoluc » AG, die « Fremoluc » AG und Frédéric Van den Berghe, unterstützt und vertreten durch RA F. Tulkens und RA M. Vanderstraeten, in Brüssel zugelassen.

Diese unter den Nummern 7277, 7279, 7280, 7289, 7291 und 7296 ins Geschäftsverzeichnis des Gerichtshofes eingetragenen Rechtssachen wurden verbunden.

(...)

II. Rechtliche Würdigung

(...)

In Bezug auf den Umfang der Nichtigkeitsklagen

B.1. Die klagenden Parteien in der Rechtssache Nr. 7277 beantragen die Nichtigerklärung der Artikel 2, 3 Nr. 2, 18, 20 Nr. 2, 21 Nrn. 3 und 4, 22, 23 Nr. 1, 24 Nrn. 2 und 3 und 31 des Gesetzes vom 7. Mai 2019 « zur Abänderung des Gesetzes vom 7. Mai 1999 über die Glücksspiele, die Wetten, die Glücksspieleinrichtungen und den Schutz der Spieler, und zur Einfügung eines Artikels 37/1 in das Gesetz vom 19. April 2002 zur Rationalisierung der Arbeit und Verwaltung der Nationallotterie » (nachstehend: Gesetz vom 7. Mai 2019).

Die klagende Partei in der Rechtssache Nr. 7279 beantragt die Nichtigerklärung desselben Gesetzes.

Die klagende Partei in der Rechtssache Nr. 7280 beantragt die Nichtigerklärung der Artikel 28 Nr. 1 und 31 Nr. 1 desselben Gesetzes.

Die klagende Partei in der Rechtssache Nr. 7289 beantragt die Nichtigerklärung der Artikel 20 Nr. 2, 21 Nrn. 3 und 4, 23 Nr. 1, 24 Nrn. 2 und 3 und 31 Nrn. 1 und 2 desselben Gesetzes.

Die klagende Partei in der Rechtssache Nr. 7291 beantragt die Nichtigerklärung der Artikel 20 Nr. 2 und 21 Nrn. 3 und 4 desselben Gesetzes.

Die klagenden Parteien in der Rechtssache Nr. 7296 beantragen « jedenfalls » die Nichtigerklärung der Artikel 4, 20, 24 und 36 desselben Gesetzes.

In Bezug auf das angefochtene Gesetz

B.2.1. Das Gesetz vom 7. Mai 2019 ändert das Gesetz vom 7. Mai 1999 « über die Glücksspiele, die Wetten, die Glücksspieleinrichtungen und den Schutz der Spieler » (nachstehend: Gesetz vom 7. Mai 1999). Das ursprüngliche Gesetz vom 7. Mai 1999 hat zum Ziel:

à définir une série de principes dans la loi, un cadre qui soumettrait les opérateurs de jeux à des règles d'exploitation strictes en contrepartie de la sécurité professionnelle et de la certitude d'un gain raisonnable.

Elle repose sur le double principe suivant :

- l'exploitation de jeux de hasard reste - a priori - interdite;

- une autorisation d'exploitation doit être considérée comme un privilège qu'il y a lieu de supprimer immédiatement en cas d'infraction aux règles imposées ou de violation de ces règles.

[...]

Tout est conçu en fonction d'un quadruple objectif :

- la protection de la société et la sauvegarde de l'ordre public;

- la protection du joueur;

- la protection des exploitants;

- la protection des intérêts fiscaux des régions

(Parl. Dok., Senat, 1995-1996, Nr. 1-419/1, SS. 2-3).

Dem Gesetz vom 7. Mai 1999 liegt also das Prinzip zugrunde, dass das Betreiben von Glücksspielen a priori verboten ist, jedoch sind Ausnahmen über ein System von Zulassungen im Wege der Erteilung von Lizenzen durch die Kommission für Glücksspiele vorgesehen (Parl. Dok., Kammer, 2008-2009, DOC 52-1992/001, SS. 3-4). Der Gesetzgeber verfolgt insbesondere ein Ziel der Kanalisierung, das darin besteht, das illegale Angebot von Glücksspielen durch die Genehmigung eines begrenzten legalen Angebots an Glücksspielen zu bekämpfen (ebenda, S. 4).

Die vom Gesetz vom 7. Mai 1999 erlaubten Glücksspieleinrichtungen sind in vier Klassen aufgeteilt (Artikel 6 Absatz 1 dieses Gesetzes): Glücksspieleinrichtungen der Klasse I oder Spielbanken (Artikel 28), Glücksspieleinrichtungen der Klasse II oder Automatenspielhallen (Artikel 34), Glücksspieleinrichtungen der Klasse III oder Schankstätten (Artikel 39) und Glücksspieleinrichtungen der Klasse IV oder « ausschließlich für die Entgegennahme von Wetten bestimmte Orte » (Artikel 43/4).

Nach Artikel 25 des Gesetzes vom 7. Mai 1999 unterscheiden sich die vier Klassen von Glücksspieleinrichtungen zudem durch die Art der Lizenz, die für ihr Betreiben erforderlich ist: Eine Lizenz A ist für das Betreiben einer Spielbank erforderlich (Artikel 25 Absatz 1 Nr. 1), eine Lizenz B ist für das Betreiben einer Automatenspielhalle erforderlich (Artikel 25 Absatz 1 Nr. 2), eine Lizenz C ist für das Betreiben einer Schankstätte erforderlich (Artikel 25 Absatz 1 Nr. 3). Die Lizenz F1 (Artikel 25 Absatz 1 Nr. 6) erlaubt das « Organisieren von Wetten ». Die Lizenz F2 (Artikel 25 Absatz 1 Nr. 7) erlaubt « die Entgegennahme von Wetten für Rechnung von Inhabern von F1-Lizenzen » in einer ortsfesten oder mobilen Glücksspieleinrichtung der Klasse IV und außerhalb einer solchen Einrichtung durch Zeitungshändler oder auf Rennbahnen nach den in Artikel 43/4 § 5 Nrn. 1 und 2 des Gesetzes vom 7. Mai 1999 festgelegten Bedingungen.

Außerdem sieht Artikel 43/8 des Gesetzes vom 7. Mai 1999 vor, dass A+-, B+- und F1+-Zusatzlizenzen für das Betreiben von Glücksspielen über Instrumente der Informationsgesellschaft notwendig sind, dass sie nur Personen gewährt werden können, die bereits im Besitz einer A-, B- oder F1- Lizenz sind, dass diese Personen nur eine einzige Zusatzlizenz erhalten können und dass diese Zusatzlizenz nur das Betreiben von Spielen der gleichen Art wie diejenigen, die sie bereits in der realen Welt anbieten, betreffen darf.

B.2.2. Der allgemeine Zweck des Gesetzes vom 7. Mai 2019 kann wie folgt zusammengefasst werden:

Le projet de loi modifie des dispositions de la loi du 7 mai 1999 sur les jeux de hasard, les paris, les établissements de jeux de hasard et la protection du joueur pour notamment l'adapter à certaines pratiques constatées auprès des opérateurs de jeux.

Il augmente le nombre maximum de jeux de hasard pouvant être exploités dans les débits de boissons en y interdisant l'exploitation de machines non autorisées par la loi.

La composition de la Commission des jeux de hasard et les conditions de nomination sont modifiées.

Le pouvoir de sanction de la Commission des jeux de hasard est renforcé.

Les établissements de classe IV sont tenus de conclure une convention avec la commune où ils souhaitent s'établir.

Les jeux de hasard dits ' virtuels ' exploités dans les établissements de jeux de hasard fixes de classe IV sont interdits aux personnes de moins de 21 ans et le système de contrôle EPIS devient applicable aux établissements de jeux de...

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