Auszug aus dem Entscheid Nr. 32/2018 vom 15. März 2018 Geschäftsverzeichnisnummer 6500 In Sachen: Klage auf Nichtigerklärung des Dekrets der Wallonischen Region vom 3. März 2016 zur Durchführung

Auszug aus dem Entscheid Nr. 32/2018 vom 15. März 2018

Geschäftsverzeichnisnummer 6500

In Sachen: Klage auf Nichtigerklärung des Dekrets der Wallonischen Region vom 3. März 2016 zur Durchführung eines Indexsprungs für die Mieten, erhoben von der VoG « Syndicat National des Propriétaires et Copropriétaires » und anderen.

Der Verfassungsgerichtshof,

zusammengesetzt aus den Präsidenten J. Spreutels und A. Alen, den Richtern L. Lavrysen, J.-P. Snappe, E. Derycke, P. Nihoul, F. Daoût, T. Giet und R. Leysen, und dem emeritierten Präsidenten E. De Groot gemäß Artikel 60bis des Sondergesetzes vom 6. Januar 1989 über den Verfassungsgerichtshof, unter Assistenz des Kanzlers P.-Y. Dutilleux, unter dem Vorsitz des Präsidenten J. Spreutels,

erlässt nach Beratung folgenden Entscheid:

  1. Gegenstand der Klage und Verfahren

    Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 24. August 2016 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 25. August 2016 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf Nichtigerklärung des Dekrets der Wallonischen Region vom 3. März 2016 zur Durchführung eines Indexsprungs für die Mieten (veröffentlicht im Belgischen Staatsblatt vom 11. März 2016): die VoG « Syndicat National des Propriétaires et Copropriétaires », Vincent Mathieu, die « J.M. Bergmans » PGmbH, Patrick Genin und Anne Crepin, unterstützt und vertreten durch RA E. Plasschaert und RA E. Montens, in Brüssel zugelassen.

    (...)

  2. Rechtliche Würdigung

    (...)

    B.1.1. Die Klage auf Nichtigerklärung richtet sich gegen das Dekret der Wallonischen Region vom 3. März 2016 « zur Durchführung eines Indexsprungs für die Mieten » (im Folgenden: angefochtenes Dekret).

    Der einzige Artikel des angefochtenen Dekrets ergänzt Artikel 6 von Buch III Titel VIII Kapitel II Abschnitt 2 des Zivilgesetzbuches (« Besondere Regeln über die Mietverträge betreffend den Hauptwohnort des Mieters »), eingefügt durch das Gesetz vom 20. Februar 1991 « zur Abänderung und Ergänzung der Bestimmungen des Zivilgesetzbuches in Sachen Mietverträge » (im Folgenden: Wohnungsmietgesetz) durch einen Absatz mit folgendem Wortlaut:

    Was die am 1. April 2016 laufenden Mietverhältnisse betrifft, lautet die Indexierungsformel bis zum Ablauf des Vertrags wie folgt: Grundmiete multipliziert mit dem Index am vorhergehenden Jahrestag und dividiert durch den Anfangsindex

    .

    Diese Bestimmung ist am 21. März 2016 in Kraft getreten.

    B.1.2. In der in der Wallonischen Region nach seiner Änderung durch das angefochtene Dekret geltenden Fassung bestimmt Artikel 6 von Buch III Titel VIII Kapitel II Abschnitt 2 (« Besondere Regeln über die Mietverträge betreffend den Hauptwohnort des Mieters ») des Zivilgesetzbuches:

    Indexierung

    Wenn eine Anpassung des Mietpreises an die Lebenshaltungskosten nicht ausdrücklich ausgeschlossen worden ist und unter der Bedingung, dass der Mietvertrag schriftlich abgeschlossen wurde, ist diese Anpassung einmal pro Mietjahr fällig, und zwar am Jahrestag des Inkrafttretens des Mietvertrags unter den in Artikel 1728bis des Zivilgesetzbuchs vorgesehenen Bedingungen.

    Diese Anpassung erfolgt erst, nachdem die betreibende Partei sie schriftlich beantragt hat, und wirkt lediglich zurück auf die drei Monate vor dem Monat der Beantragung.

    Was die am 1. April 2016 laufenden Mietverhältnisse betrifft, lautet die Indexierungsformel bis zum Ablauf des Vertrags wie folgt: Grundmiete multipliziert mit dem Index am vorhergehenden Jahrestag und dividiert durch den Anfangsindex

    .

    In Bezug auf die Zulässigkeit der Klage

    B.2. Die Nichtigkeitsklage wird von der VoG « Syndicat National des Propriétaires et Copropriétaires » (SNPC) und von vier Eigentümern erhoben, die eine Immobilie als Hauptwohnort vermieten und in deren Mietvertrag eine Klausel über die Indexierung der Mieten enthalten ist.

    B.3.1. Die wallonische Regierung macht geltend, die Klage sei wegen fehlenden Interesses der klagenden Parteien an der Klageerhebung unzulässig, da sie die Nichtigerklärung des angefochtenen Dekrets mit der Begründung beantragen, dass es die Mieter benachteilige, obgleich dieser Anfechtungsgrund in keinem Zusammenhang mit ihrer Situation als Eigentümer und Vermieter stehe.

    B.3.2. Die klagenden Parteien in ihrer jeweiligen Eigenschaft als Eigentümer und Vermieter und VoG, deren Zweck insbesondere auf die Verteidigung des Eigentumsrechts und der Interessen der Eigentümer gerichtet ist, können unmittelbar und zu ihrem Nachteil von dem angefochtenen Dekret betroffen sein, dessen einziger Artikel die Indexierungsformel für am 1. April 2016 laufende Mietverträge betreffend den Hauptwohnort ändert.

    B.3.3. Da die klagenden Parteien ein Interesse daran haben, die Nichtigkeitsklage zu erheben, müssen sie nicht auch noch ein Interesse an jedem einzelnen der Klagegründe oder an jedem einzelnen der Teile der Klagegründe, die sie vorbringen, nachweisen.

    B.4.1. Die wallonische Regierung bestreitet außerdem das Interesse der zweiten und dritten klagenden Partei an der Klageerhebung, weil die in ihrem Mietvertrag enthaltene Indexierungsklausel für die Mieten rechtswidrig sei.

    B.4.2. Ohne dass es einer Prüfung der Rechtmäßigkeit der genannten Klausel bedarf, genügt die Feststellung, dass es nicht notwendig ist zu prüfen, ob die anderen klagenden Parteien ebenfalls ein Interesse haben, die Nichtigerklärung der angefochtenen Bestimmung zu verfolgen, da mindestens eine klagende Partei ein hinreichendes Interesse an der Klage darlegt.

    B.5. Die Einreden werden zurückgewiesen.

    In der Sache

    B.6. Der erste Klagegrund, der sich gegen den einzigen Artikel des angefochtenen Dekrets richtet, stützt sich auf die Verletzung der Artikel 10 und 11 der Verfassung.

    Im ersten Teil des Klagegrunds vertreten die klagenden Parteien die Auffassung, dass die angefochtene Bestimmung durch ihre allgemeine Anwendung auf alle am 1. April 2016 laufenden Mietverträge, die den Hauptwohnort betreffen, Personenkategorien, die sich in im Wesentlichen unterschiedlichen Situationen befinden, ungerechtfertigt und unverhältnismäßig gleich behandelt, nämlich die Mieter und Vermieter, die von dem Indexsprung bei den Löhnen betroffen sind, und die Mieter und Vermieter, für die das nicht gilt.

    Im zweiten Teil des Klagegrunds kritisieren die klagenden Parteien, dass die angefochtene Maßnahme zwar als eine Hilfe für die Haushalte, die eine Immobilie als Wohnung mieten, dargestellt werde, aber nicht für von der öffentlichen Hand vermietete Wohnungen gelte, so dass eine Ungleichbehandlung, die nicht gerechtfertigt und unverhältnismäßig sei, zwischen den Mietern und Vermietern von privaten Immobilien und den Mietern und Vermietern von öffentlichen Wohnungen entstehe, die sich jedoch in einer im Wesentlichen gleichen Situation befänden.

    B.7.1. Die angefochtene Bestimmung stammt aus einem Vorentwurf des Dekrets « zur Durchführung eines Indexsprungs für die Mieten, der mit dem Indexsprung für die Löhne infolge des Gesetzes vom 23. April 2015 zur Beschäftigungsförderung einher geht », in dessen Begründung es heißt:

    Par décision du 27 février 2015, le Gouvernement fédéral a adopté une mesure visant à réaliser un saut d'index des salaires. Cette mesure est réalisée par un blocage temporaire de l'indice santé lissé jusqu'à ce que le saut d'index ait progressivement atteint le taux de 2 % .

    Cette décision, qui fait l'objet d'un projet de loi du 13 mars 2015 actuellement discuté au Parlement fédéral, s'inscrit dans une politique du Gouvernement fédéral qui affirme vouloir promouvoir l'emploi par une diminution des coûts salariaux pour les employeurs. Le Gouvernement fédéral affirme ainsi contribuer à la création d'emplois et augmenter la compétitivité de nos entreprises.

    Le Gouvernement wallon est toutefois d'avis que le saut d'index sur les salaires conduit à une injustice sociale qu'il veut corriger dans les limites des compétences régionales. Cette mesure a pour effet de bloquer le montant des revenus alors que le coût de la vie continuera quant à lui à augmenter avec pour conséquence, une baisse du pouvoir d'achat pour les personnes concernées par la mesure fédérale.

    Ainsi, en l'absence d'un correctif adapté, le montant des loyers d'habitation continuerait à être indexé sur base de l'indice santé alors que les revenus des salariés, fonctionnaires et allocataires sociaux resteraient quant à eux figés. Ceci impliquerait de facto une charge supplémentaire pour les familles sur la dépense pourtant inévitable et essentielle que constitue le fait de se loger.

    La protection du logement, qui est un droit fondamental garanti par l'article 23 de la Constitution et par l'article 8 de la Convention européenne de sauvegarde des droits de l'homme, constitue une priorité pour le Gouvernement wallon.

    Le logement constitue, en effet, un besoin élémentaire pour les individus. Il est le cadre qui permet le développement de la personnalité, de la famille et de la vie sociale.

    La reconnaissance d'un droit au logement doit s'accompagner de la garantie d'une stabilité dans la jouissance de ce droit.

    Le saut d'index des salaires est de nature à mettre en difficulté de nombreuses familles qui ont négocié leur contrat de bail à une époque où l'indexation des loyers était compensée par l'indexation concomitante de leurs revenus.

    Afin de corriger l'impact négatif de cette décision fédérale, le Gouvernement wallon a décidé d'adopter une mesure visant à réaliser un saut d'index des loyers d'habitation concomitant au saut d'index des salaires.

    Le Gouvernement wallon estime, en effet, que la modération des salaires doit trouver sa contrepartie dans la modération des loyers afin de rétablir l'équilibre indispensable existant entre ces deux éléments.

    [...]

    Le Gouvernement a ainsi fait le choix de limiter la mesure aux baux de résidence principale.

    L'objectif du présent décret s'inscrivant dans la protection du droit au logement décent, il est justifié qu'il n'étende pas son champ d'application aux baux de résidence secondaire.

    En outre...

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