Auszug aus dem Entscheid Nr. 96/2014 vom 30. Juni 2014 Geschäftsverzeichnisnummern. 5509, 5546, 5576, 5577

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ende Veröffentlichung: 2014-07-24 VERFASSUNGSGERICHTSHOF

Auszug aus dem Entscheid Nr. 96/2014 vom 30. Juni 2014

Geschäftsverzeichnisnummern. 5509, 5546, 5576, 5577, 5586 und 5587

In Sachen: Klagen auf völlige oder teilweise Nichtigerklärung des Gesetzes vom 19. Juli 2012 zur Reform des Gerichtsbezirks Brüssel, erhoben von der Kammer der flämischen Rechtsanwaltschaften, von der VoG « Vlaams Pleitgenootschap bij de Balie te Brussel » und anderen, von Gaby Van den Bossche und anderen, von der VoG « Nieuw-Vlaamse Alliantie » und anderen, von Jennifer Vanderputten und anderen und von Bart Laeremans und anderen.

Der Verfassungsgerichtshof,

zusammengesetzt aus den Präsidenten A. Alen und J. Spreutels, den Richtern E. De Groot, L. Lavrysen, J.-P. Snappe, J.-P. Moerman, E. Derycke, P. Nihoul und F. Daoût, und dem emeritierten Präsidenten M. Bossuyt gemäß Artikel 60bis des Sondergesetzes vom 6. Januar 1989 über den Verfassungsgerichtshof, unter Assistenz des Kanzlers F. Meersschaut, unter dem Vorsitz des emeritierten Präsidenten M. Bossuyt,

erlässt nach Beratung folgenden Entscheid:

  1. Gegenstand der Klagen und Verfahren

    1. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 31. Oktober 2012 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 2. November 2012 in der Kanzlei eingegangen ist, erhob die Kammer der flämischen Rechtsanwaltschaften, unterstützt und vertreten durch RA F. Keuleneer und RA J. Flo, in Brüssel zugelassen, Klage auf Nichtigerklärung des Gesetzes vom 19. Juli 2012 zur Reform des Gerichtsbezirks Brüssel (veröffentlicht im Belgischen Staatsblatt vom 22. August 2012).

    2. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 2. Januar 2013 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 3. Januar 2013 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf teilweise Nichtigerklärung des vorerwähnten Gesetzes vom 19. Juli 2012: die VoG « Vlaams Pleitgenootschap bij de Balie te Brussel », John-John Ackaert, Liesbeth Jansens, Joris Roesems und Sofie Vanden Broeck, alle unterstützt und vertreten durch RA P. Van Orshoven, in Brüssel zugelassen.

    3. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 18. Februar 2013 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 19. Februar 2013 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf teilweise Nichtigerklärung des vorerwähnten Gesetzes vom 19. Juli 2012: Gaby Van den Bossche, Anouk Devenyns, Marie-Elise Mauroy, Marie-Charlotte Vantomme, Alfred Vanwinsen, Philippe Joos de ter Beerst, Dirk Moeremans, Karen Vander Steene, Colette Calewaert, Micheline Cassiers, Marie-Jeanne Cieters, Carla Corbisier, Maria Tollenaere, Alexandra Schoenmaekers, Michaël Bouché, Jeroen Burm, Ilse Cardoen, Régine Claes, Jan Coppens, Els De Breucker, Patrick De Coster, Wim De Gendt, Bruno De Gryse, Joëlle De Ridder, Patrick Gaudius, Jean Limpens, Marc Loyens, Karen Matthys, Alain Morel, Freddy Pieters, Karen Piteus, Tine Suykerbuyk, Béatrice Taevernier, Walter Thiery, Jeroen Van Broeck, Kathleen Van der Borght, Guy Van der Kelen, Dirk Vanderwaeren, Francis Van Nuffel, Hilde Vanparys, Eric Vermeulen, Pascale Verwimp, Joël Keppens, Sabine De Bruycker, Sophie De Rijst, Dieter De Rouck, Tanja Dubelloy, Patsy Gasthuys, Henri Glazemakers, Henk Lauwerys, Gisela Van Malderen, Nelly Van Vaerenbergh, Isabelle Devillers, Christine Vanachter, Christophe Vanbellinghen, Eddy Vanhaute, Rachel André, Iris De Bondt, Dana De Saedeleer, Nancy Coene, Yves Deloose, Caroline Goditiabois, Annicq Ravets, Ann Vandenhaute, Anja Bogaert, Danielle Daneels, Anita Genetello, Maria-Hildegarde Goossens, Marina Lagring, Valerie Laloy, Nathalie Neirinckx, Timothy Van den Berghe, Tania Couck, Andrée De Baerdemaeker, Robin De Neef, Ludwig Depril, Nancy Fourneau, Ilse Kuys, Patricia Sellemans, Sabine Van den Stockt und Michaël Stroobant, alle unterstützt und vertreten durch RA S. Sottiaux, in Brüssel zugelassen.

    4. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 19. Februar 2013 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 20. Februar 2013 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf Nichtigerklärung des vorerwähnten Gesetzes vom 19. Juli 2012: die VoG « Nieuw-Vlaamse Alliantie », Ben Weyts, Karl Vanlouwe, Godelieve Maes, Hendrik Vuye, Frank Fleerackers, Jan Van Den Noortgate und Luc Deconinck, alle unterstützt und vertreten durch RA M. Storme, in Brüssel, zurzeit in Gent zugelassen.

    5. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 20. Februar 2013 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 21. Februar 2013 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf teilweise Nichtigerklärung des vorerwähnten Gesetzes vom 19. Juli 2012: Jennifer Vanderputten, Jan Geysen, Kathelyne Brys, Brigitta Stroobant, Xavier De Paepe, Anita Van Molle, Johan Vanaudenhoven, Rudi Goris, Ine Van Wymersch, Els Traets, Jozef Colpin, Anja Bijnens, Kris Boelens, Liesbeth Verlinden, Kathleen Haesendonck, Kristel Bruyninckx, Els Leemans, Amaryllis Vanderheyden, Gilles Blondeau, André Audenaert, Leen Baetens, Dirk Smets, Pim Van Walleghem, Freya Vankoekelbergh, Nathalie Vanheuverswyn, Niko De Camps, Davy De Beule, Evelyne Goditiabois, Gwendi Huybrechts, Lothar Detaeye, Cindy Soen, Dominique Tuypens, Mady Ghijsels, Kevin Vermassen, Claudine Triest, Wim Van Poucke, Joost De Maertelaere, Nathalie Van Wichelen, Didier De Jonge, Ingrid Haerden, Marc Dhooms, Wendy Van de Wiele, Eva Vanderpoorten, Annick Delplace, Jean-Marie Meert, Olivier Gijs, Annelies Huylebroeck, Marie-José Depreter, Andres Barbé, Sarah Stroo, Joris Callebaut, Monique Raes, Dirk Vanbinst, Sandra Heyvaert, Nina Robijns, Hilde Bauters und Karine Beeckmans, alle unterstützt und vertreten durch RA S. Sottiaux.

    6. Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 20. Februar 2013 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 22. Februar 2013 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf Nichtigerklärung des vorerwähnten Gesetzes vom 19. Juli 2012: Bart Laeremans, Joris Van Hauthem und die VoG « Algemeen Vlaams Belang », alle unterstützt und vertreten durch RA B. Siffert, in Brüssel zugelassen.

    Diese unter den Nummern 5509, 5546, 5576, 5577, 5586 und 5587 ins Geschäftsverzeichnis des Gerichtshofes eingetragenen Rechtssachen wurden verbunden.

    (...)

  2. Rechtliche Würdigung

    (...)

    In Bezug auf das angefochtene Gesetz vom 19. Juli 2012

    B.1. Die klagenden Parteien beantragen die völlige oder teilweise Nichtigerklärung des Gesetzes vom 19. Juli 2012 zur Reform des Gerichtsbezirks Brüssel.

    Zunächst besteht der Gerichtsbezirk Brüssel aus zwei Staatsanwaltschaften und zwei Arbeitsauditoraten: eine Staatsanwaltschaft und ein Arbeitsauditorat von Halle-Vilvoorde, die zuständig sind für den Verwaltungsbezirk Halle-Vilvoorde, und eine Staatsanwaltschaft und ein Arbeitsauditorat von Brüssel, die zuständig sind für den Verwaltungsbezirk Brüssel-Hauptstadt. Die Staatsanwaltschaft und das Arbeitsauditorat von Halle-Vilvoorde bestehen aus 20 Prozent des bisherigen Kaders der Staatsanwaltschaft und des Arbeitsauditorats des Gerichtsbezirks Brüssel. Sie werden ergänzt durch eine Reihe französischsprachiger, aber funktionell zweisprachiger Staatsanwälte, die von der Staatsanwaltschaft und dem Arbeitsauditorat von Brüssel abgeordnet werden, dies « im Hinblick auf die vorrangige Behandlung von französischsprachigen Sachen » (Parl. Dok., Kammer, 2011-2012, DOC 53-2140/001, S. 8). Diese unterstehen dem Prokurator des Königs oder dem Arbeitsauditor von Halle-Vilvoorde, was die Anwendung der Richtlinien und Anweisungen in Sachen Kriminalpolitik betrifft, unterliegen aber auch der hierarchischen Gewalt des Prokurators des Königs beziehungsweise des Arbeitsauditors von Brüssel. Der Kader der Staatsanwaltschaft und des Arbeitsauditorats von Brüssel entspricht dem Kader der bisherigen Staatsanwaltschaft von Brüssel, zusätzlich der Komplementärmagistrate und abzüglich von 20 Prozent der Magistrate, nämlich der Magistrate, die die Staatsanwaltschaft und das Arbeitsauditorat von Halle-Vilvoorde bilden werden. In Erwartung der Festlegung von Stellenplänen auf der Grundlage einer Messung der Arbeitslast setzt sich der Kader der Staatsanwaltschaft und des Arbeitsauditorats zusammen aus einem Fünftel Niederländischsprachigen und vier Fünfteln Französischsprachigen.

    An zweiter Stelle werden das Gericht erster Instanz, das Handelsgericht, das Arbeitsgericht und das Bezirksgericht des Gerichtsbezirks Brüssel zweigeteilt auf der Grundlage der Sprache, so dass für jedes dieser Rechtsprechungsorgane ein niederländischsprachiges und ein französischsprachiges Gericht besteht, die für das gesamte Gebiet des Gerichtsbezirks Brüssel zuständig sind. Was das Polizeigericht betrifft, wird nur das Polizeigericht des Verwaltungsbezirks Brüssel-Hauptstadt zweigeteilt. Im Hinblick auf die Zweiteilung wird ein getrennter Sprachkader für die niederländischsprachigen und die französischsprachigen Gerichte des Gerichtsbezirks vorgesehen. In Erwartung der Festlegung dieser Kader auf der Grundlage einer Messung der Arbeitslast entsprechen diese Kader für das Polizeigericht, das Arbeitsgericht und das Gericht erster Instanz in Bezug auf die Niederländischsprachigen 20 Prozent und in Bezug auf die Französischsprachigen 80 Prozent des bisherigen Kaders, einschließlich der Komplementärmagistrate. Für das Handelsgericht entspricht der Kader in Bezug auf die Niederländischsprachigen 40 Prozent und in Bezug auf die Französischsprachigen 60 Prozent des bisherigen Kaders, einschließlich der Komplementärmagistrate. Die angepassten Kader gelten auch für die Kanzleien und das Gerichtspersonal.

    Die Friedensgerichte des Gerichtsbezirks Brüssel sowie die Polizeigerichte im Verwaltungsbezirk Halle-Vilvoorde werden nicht zweigeteilt.

    Im Rahmen der Reform wird ebenfalls das Gesetz vom 15. Juni 1935 über den Sprachengebrauch in Gerichtsangelegenheiten abgeändert, um « die bestehenden Sprachrechte der...

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