Auszug aus dem Entscheid Nr. 176/2023 vom 21. Dezember 2023 Geschäftsverzeichnisnummer 7878 In Sachen: Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 94 und 146 der Ordonnanz der Region Brüssel-Hauptstadt

Auszug aus dem Entscheid Nr. 176/2023 vom 21. Dezember 2023

Geschäftsverzeichnisnummer 7878

In Sachen: Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 94 und 146 der Ordonnanz der Region Brüssel-Hauptstadt vom 17. März 2022 « zur Abänderung der Ordonnanz vom 19. Juli 2001 über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt, der Ordonnanz vom 1. April 2004 über die Organisation des Gasmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt, über die Straßen- und Wegebaugebühren in Bezug auf Gas und Elektrizität und zur Abänderung der Ordonnanz vom 19. Juli 2001 über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt und der Ordonnanz vom 12. Dezember 1991 zur Schaffung von Haushaltsfonds zwecks Umsetzung der Richtlinie 2018/2001 und der Richtlinie 2019/944 », erhoben von der « APK Infra West » AG und anderen.

Der Verfassungsgerichtshof,

zusammengesetzt aus den Präsidenten P. Nihoul und L. Lavrysen, und den Richtern T. Giet, J. Moerman, M. Pâques, Y. Kherbache, D. Pieters, S. de Bethune, E. Bribosia, W. Verrijdt, K. Jadin und M. Plovie, unter Assistenz des Kanzlers F. Meersschaut, unter dem Vorsitz des Präsidenten P. Nihoul,

erlässt nach Beratung folgenden Entscheid:

  1. Gegenstand der Klage und Verfahren

    Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 19. Oktober 2022 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 21. Oktober 2022 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf Nichtigerklärung der Artikel 94 und 146 der Ordonnanz der Region Brüssel-Hauptstadt vom 17. März 2022 « zur Abänderung der Ordonnanz vom 19. Juli 2001 über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt, der Ordonnanz vom 1. April 2004 über die Organisation des Gasmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt, über die Straßen- und Wegebaugebühren in Bezug auf Gas und Elektrizität und zur Abänderung der Ordonnanz vom 19. Juli 2001 über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt und der Ordonnanz vom 12. Dezember 1991 zur Schaffung von Haushaltsfonds zwecks Umsetzung der Richtlinie 2018/2001 und der Richtlinie 2019/944 » (veröffentlicht im Belgischen Staatsblatt vom 20. April 2022): die « APK Infra West » AG, die « BESIX Unitec » AG, die « RENOTEC » AG, die « Société pour le développement des réseaux d'assainissement et d'eau potable » AG (SODRAEP) (nunmehr die « ARGEA ») AG, die « Verbraeken Infra » AG und die « Visser & Smit Hanab » AG, unterstützt und vertreten durch RA E. Lemmens, in Lüttich-Huy zugelassen.

    (...)

  2. Rechtliche Würdigung

    (...)

    B.1. Die klagenden Parteien beantragen die Nichtigerklärung der Artikel 94 und 146 der Ordonnanz der Region Brüssel-Hauptstadt vom 17. März 2022 « zur Abänderung der Ordonnanz vom 19. Juli 2001 über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt, der Ordonnanz vom 1. April 2004 über die Organisation des Gasmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt, über die Straßen- und Wegebaugebühren in Bezug auf Gas und Elektrizität und zur Abänderung der Ordonnanz vom 19. Juli 2001 über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt und der Ordonnanz vom 12. Dezember 1991 zur Schaffung von Haushaltsfonds zwecks Umsetzung der Richtlinie 2018/2001 und der Richtlinie 2019/944 » (nachstehend: Ordonnanz vom 17. März 2022).

    B.2.1. Aus der Klageschrift geht hervor, dass die Beschwerdegründe der klagenden Parteien ausschließlich gegen die Artikel 94 Nr. 1 und 146 Nr. 1 der Ordonnanz vom 17. März 2022 gerichtet sind.

    Der Gerichtshof beschränkt seine Prüfung auf diese Bestimmungen.

    B.2.2. Artikel 94 Nr. 1 der Ordonnanz vom 17. März 2022 fügt in Artikel 31 der Ordonnanz der Region Brüssel-Hauptstadt vom 19. Juli 2001 « über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt » (nachstehend: Ordonnanz vom 19. Juli 2001) einen Paragraphen 1bis ein, der bestimmt:

    Est puni d'une peine d'emprisonnement de huit jours à six mois et d'une amende de 500 à 5.000 euros ou, si le contrevenant est une personne morale, au maximum dix pour cent de son chiffre d'affaires annuel, ou d'une de ces peines seulement, celui qui, par défaut de précaution, a involontairement détruit ou dégradé des infrastructures de production, de transport régional, de distribution et d'utilisation de l'électricité, empêché ou entravé la transmission de l'électricité sur les réseaux

    .

    B.2.3. Artikel 146 Nr. 1 der Ordonnanz vom 17. März 2022 fügt in Artikel 23 der Ordonnanz der Region Brüssel-Hauptstadt vom 1. April 2004 « über die Organisation des Gasmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt, über die Straßen- und Wegebaugebühren in Bezug auf Gas und Elektrizität und zur Abänderung der Ordonnanz vom 19. Juli 2001 über die Organisation des Elektrizitätsmarktes in der Region Brüssel-Hauptstadt » (nachstehend: Ordonnanz vom 1. April 2004) einen Paragraphen 1bis ein, der bestimmt:

    Est puni d'une peine d'emprisonnement de huit jours à six mois et d'une amende de 500 à 5.000 euros ou, si le contrevenant est une personne morale, au maximum dix pour cent de son chiffre d'affaires annuel, ou d'une de ces peines seulement, celui qui, par défaut de précaution, a involontairement détruit ou dégradé des infrastructures de production, de distribution et d'utilisation de gaz, empêché ou entravé la transmission de gaz sur les réseaux

    .

    Zur Hauptsache

    In Bezug auf den ersten Klagegrund

    B.3. Der erste Klagegrund ist aus einem Verstoß gegen Artikel 6 § 1 VII des Sondergesetzes vom 8. August 1980 zur Reform der Institutionen (nachstehend: Sondergesetz vom 8. August 1980) und den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit im Bereich der Zuständigkeitsverteilung abgeleitet.

    Die klagenden Parteien machen geltend, dass sich die angefochtenen Bestimmungen auf die Beschädigung von Infrastruktur beziehen, die in die Zuständigkeit der Föderalbehörde fällt. Außerdem sind sie der Ansicht, dass die Zuständigkeiten der Föderalbehörde und der Regionen aufgrund der Vernetzung der regionalen und föderalen Infrastruktur derart eng miteinander verbunden sind, dass die Region Brüssel-Hauptstadt zur Einführung der angefochtenen Regelung mit der Föderalbehörde und den anderen Regionen hätte zusammenarbeiten müssen.

    B.4.1. Aufgrund von Artikel 6 § 1 VII des Sondergesetzes vom 8. August 1980 zur Reform der Institutionen sind die Regionen für die regionalen Aspekte der Energie zuständig, und auf jeden Fall für

    a) die Elektrizitätsversorgung und die lokale Beförderung von Elektrizität durch Netze mit einer Nennspannung von bis zu 70.000 Volt, einschließlich der Tarife der Elektrizitätsversorgungsnetze, mit Ausnahme der Tarife der Netze mit Übertragungsfunktion, die vom gleichen Betreiber wie dem des Übertragungsnetzes betrieben werden,

    b) die öffentliche Gasversorgung, einschließlich der Tarife der öffentlichen Gasversorgungsnetze, mit Ausnahme der Tarife der Netze, die auch eine Erdgasfernleitungsfunktion haben und vom gleichen Betreiber wie dem des Erdgasfernleitungsnetzes betrieben werden,

    [...]

    f) die neuen Energiequellen mit Ausnahme derjenigen, die mit der Kernenergie verbunden sind,

    [...]

    .

    Diese Bestimmung behält jedoch der Föderalbehörde die Zuständigkeit für Angelegenheiten vor, « die aufgrund der technischen und wirtschaftlichen Unteilbarkeit eine homogene Anwendung auf nationaler Ebene erforderlich machen, und zwar für [...] die großen Lagereinrichtungen, den Energietransport und die Energieerzeugung ».

    Artikel 6 § 3 Nrn. 2 und 3 des Sondergesetzes vom 8. August 1980 erlegt es den Regionalregierungen und der Föderalbehörde auf, Absprachen über jegliche Maßnahmen im Bereich Energiepolitik, außer für die in Artikel 6 § 1 VII desselben Sondergesetzes aufgeführten Zuständigkeiten, und über die Leitlinien der nationalen Energiepolitik zu treffen.

    B.4.2. Gemäß Artikel 11 des Sondergesetzes vom 8. August 1980 können die Regionen innerhalb der Grenzen ihrer Befugnisse auch die Nichteinhaltung der Bestimmungen ihrer Dekrete unter Strafe stellen und die betreffenden Sanktionen festlegen.

    B.4.3. Die vorerwähnten Bestimmungen wurden auf die Region Brüssel-Hauptstadt anwendbar gemacht durch Artikel 4 des Sondergesetzes vom 12. Januar 1989 über die Brüsseler Institutionen.

    B.5.1. Durch die Übertragung der Zuständigkeit für die regionalen Aspekte der Energie haben der Verfassungsgeber und der Sondergesetzgeber diesen die uneingeschränkte Zuständigkeit zum Erlassen von Rechtsvorschriften, die diesen Angelegenheiten eigen sind, erteilt, unbeschadet der Möglichkeit, gegebenenfalls Artikel 10 des Sondergesetzes vom 8. August 1980 in Anspruch zu nehmen.

    B.5.2. Bezüglich der Aufteilung der Zuständigkeiten, die den Regionen zugewiesen sind, und denjenigen, die der Föderalbehörde vorbehalten sind, wird in den Vorarbeiten zum Sondergesetz vom 8. August 1988 zur Abänderung des Sondergesetzes vom 8. August 1980 zur Reform der Institutionen dargelegt:

    Concernant la politique de l'énergie, les Régions sont compétentes pour les aspects régionaux de la politique de l'énergie et, en tout cas, pour les matières énumérées au premier alinéa de l'article 6, § 1er, VII, à la seule exception des matières dont l'indivisibilité technique et économique requi[ert] une mise en oeuvre homogène sur le plan national, matières limitativement et...

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