Jugement/arrêt, Cour constitutionnelle (Cour d'arbitrage), 2023-10-19
Jurisdiction | Bélgica |
Judgment Date | 19 octobre 2023 |
ECLI | ECLI:BE:GHCC:2023:ARR.132 |
Link to Original Source | https://juportal.be/content/ECLI:BE:GHCC:2023:ARR.132 |
Docket Number | 132/2023 |
Court | Cour constitutionnelle (Cour d'arbitrage) |
Verfassungsgerichtshof
Entscheid Nr. 132/2023
vom 19. Oktober 2023
Geschäftsverzeichnisnr. 7762
In Sachen: Klage auf Nichtigerklärung von Artikel 77 des Dekrets der Französischen Gemeinschaft vom 19. Juli 2021 « zur Abänderung verschiedener Bestimmungen über die Rechtsstellung des Lehrpersonals », erhoben von Anne Lacroix und anderen.
Der Verfassungsgerichtshof,
zusammengesetzt aus dem vorsitzenden Richter T. Giet, dem Präsidenten L. Lavrysen, und den Richtern J. Moerman, M. Pâques, Y. Kherbache, D. Pieters, E. Bribosia, W. Verrijdt, K. Jadin und M. Plovie, unter Assistenz des Kanzlers F. Meersschaut, unter dem Vorsitz des Richters T. Giet,
erlässt nach Beratung folgenden Entscheid:
I. Gegenstand der Klage und Verfahren
Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 24. Februar 2022 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 28. Februar 2022 in der Kanzlei eingegangen ist, erhoben Klage auf Nichtigerklärung von Artikel 77 des Dekrets der Französischen Gemeinschaft vom 19. Juli 2021 « zur Abänderung verschiedener Bestimmungen über die Rechtsstellung des Lehrpersonals » (veröffentlicht im Belgischen Staatsblatt vom 30. August 2021): Anne Lacroix, Huseyin Sönmez und Murielle Bovy, unterstützt und vertreten durch RÄin L. Rase und RÄin A. Villers, in Lüttich-Huy zugelassen.
Die Regierung der Französischen Gemeinschaft, unterstützt und vertreten durch RA M. Nihoul, in Wallonisch-Brabant zugelassen, hat einen Schriftsatz eingereicht, die klagenden Parteien haben einen Erwiderungsschriftsatz eingereicht, und die Regierung der Französischen Gemeinschaft hat auch einen Gegenerwiderungsschriftsatz eingereicht.
Durch Anordnung vom 28. Juni 2023 hat der Gerichtshof nach Anhörung der referierenden Richter K. Jadin und W. Verrijdt beschlossen, dass die Rechtssache verhandlungsreif ist, dass keine Sitzung abgehalten wird, außer wenn eine Partei innerhalb von sieben Tagen nach Erhalt der Notifizierung dieser Anordnung einen Antrag auf Anhörung eingereicht hat, und dass
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vorbehaltlich eines solchen Antrags die Verhandlung am 12. Juli 2023 geschlossen und die Rechtssache zur Beratung gestellt wird.
Da keine Sitzung beantragt wurde, wurde die Rechtssache am 12. Juli 2023 zur Beratung gestellt.
Durch Anordnung vom 12. September 2023 hat der Gerichtshof nach Anhörung der referierenden Richter beschlossen,
- die Besetzung durch die Richterin M. Plovie zu ergänzen,
- die Verhandlung wiederzueröffnen, da die Beratung beim Eintritt des Richters T. Detienne in den Ruhestand nicht abgeschlossen war,
- die Verhandlung zu schließen und die Rechtssache zur Beratung zu stellen.
Die Vorschriften des Sondergesetzes vom 6. Januar 1989 über den Verfassungsgerichtshof, die sich auf das Verfahren und den Sprachengebrauch beziehen, wurden zur Anwendung gebracht.
II. Rechtliche Würdigung
(…)
In Bezug auf die angefochtene Bestimmung und deren Kontext
B.1.1. Artikel 77 des Dekrets der Französischen Gemeinschaft vom 19. Juli 2021 « zur Abänderung verschiedener Bestimmungen über die Rechtsstellung des Lehrpersonals »
(nachstehend: Dekret vom 19. Juli 2021) ändert die Regelung der Beurlaubung wegen Krankheit oder Gebrechlichkeit aufgrund eines Arbeitsunfalls, die für bestimmte Mitglieder des Lehrpersonals aufgrund von Artikel 10 des Dekrets der Französischen Gemeinschaft vom 5. Juli 2000 « zur Regelung der Beurlaubung und Zurdispositionstellung wegen Krankheit und Gebrechlichkeit bestimmter Mitglieder des Unterrichtspersonals » (nachstehend: Dekret vom 5. Juli 2000) gilt, ab.
Artikel 77 des Dekrets vom 19. Juli 2021 ist gemäß Artikel 124 desselben Dekrets am 9. September 2021 in Kraft getreten.
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B.1.2. Die Artikel 7 bis 17bis des Dekrets vom 5. Juli 2000 bestimmen die Regelung der Beurlaubung und Zurdispositionstellung wegen Krankheit und Gebrechlichkeit, die den in Artikel 1 dieses Dekrets erwähnten Mitgliedern des Lehrpersonals, die endgültig ernannt oder angestellt oder zur Probezeit zugelassen wurden, zugutekommt (Artikel 6 desselben Dekrets).
Ein Mitglied des Lehrpersonals, das infolge einer Krankheit oder Gebrechlichkeit daran gehindert ist, sein Amt normal auszuüben, erhält während seiner Laufbahn aus diesem Grund eine maximale Anzahl von Urlaubstagen (Artikel 7 bis 9).
Beurlaubungen wegen Krankheit oder Gebrechlichkeit sind einem Zeitraum aktiven Dienstes gleichgesetzt (Artikel 12). Während dieser Beurlaubungen bezieht das Personalmitglied sein Dienstgehalt, das heißt ein Gehalt von 100 % (Parl. Dok., Parlament der Französischen Gemeinschaft, 1999-2000, Nr. 87/1, S. 5).
Ein Mitglied des Lehrpersonals ist von Rechts wegen zur Disposition gestellt, wenn es wegen Krankheit oder Gebrechlichkeit abwesend ist, nachdem es die maximale Anzahl an Urlaubstagen, die ihm « in Anwendung der Artikel 7 bis 10 » aus diesem Grund gewährt werden können, ausgeschöpft hat (Artikel 13). Während dieses Zeitraums bezieht es ein reduziertes Wartegehalt, das heißt 80 % seines letzten Dienstgehalts während der zwölf ersten Monate der Zurdispositionstellung, 70 % dieses Gehalts während der folgenden zwölf Monate und 60 % dieses Gehalts nach diesen vierundzwanzig ersten Monaten (Artikel 14).
Das Mitglied des Lehrpersonals darf nicht wegen Krankheit oder Gebrechlichkeit für definitiv untauglich erklärt werden, bevor es die in den Artikeln 7 bis 9 erwähnten Urlaubstage ausgeschöpft hat (Artikel 11).
B.1.3. Vor seiner Abänderung durch Artikel 77 des Dekrets vom 19. Juli 2021 bestimmte Artikel 10 des Dekrets vom 5. Juli 2000:
« Par dérogation aux dispositions qui précèdent, le congé pour cause de maladie ou d’infirmité est accordé sans limite de temps lorsqu’il résulte d’un accident du travail, d’un accident sur le chemin du travail ou d’une maladie professionnelle.
Sauf pour l’application de l’article 11, les jours de congé accordés en application de l’alinéa précédent ne sont pas pris en considération pour fixer le nombre de jours de congé dont bénéficie le membre du personnel en vertu des articles 7 à 9 ».
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Diese Bestimmung sah vor, dass die Beurlaubung wegen Krankheit oder Gebrechlichkeit « in Abweichung von den Artikeln [7 bis 9] » ohne zeitliche Begrenzung gewährt wird, wenn sie von einem Arbeitsunfall, einem Wegeunfall oder einer Berufskrankheit herrührt (Absatz 1)
und dass diese Urlaubstage außer im Fall einer Erklärung der definitiven Untauglichkeit (« außer für die Anwendung von Artikel 11 ») nicht berücksichtigt werden, um die Anzahl der in den Artikeln 7 bis 9 erwähnten Urlaubstage festzulegen (Absatz 2).
B.1.4. In seinem Entscheid vom 14. Februar 2011 (S.09.0105.F, ECLI:BE:CASS:2011:ARR.20110214.1) hat der Kassationshof geurteilt, dass Artikel 10 des Dekrets vom 5. Juli 2000 in der vor seiner Abänderung durch Artikel 77 des Dekrets vom 19. Juli 2021 anwendbaren Fassung keine Unterscheidung danach einführte, ob der Urlaub vor oder nach der Konsolidierung der Körperverletzungen gewährt wird, und dass der Entscheid, mit dem entschieden wurde, dass diese Bestimmung nach der Konsolidierung der Körperverletzungen nicht angewandt werden darf, gegen diese verstößt:
« En vertu de l’article 10 du décret de la Communauté française du 5 juillet 2000, le congé pour cause de maladie ou d’infirmité est accordé sans limite de temps lorsqu’il résulte d’un accident du travail, d’un accident sur le chemin du travail ou d’une maladie professionnelle et n’est pas pris en considération pour apprécier si l’agent, ayant épuisé le nombre maximum de jours de congé qui peuvent lui être accordés pour cause de maladie ou d’infirmité, se trouve de plein droit en disponibilité.
Pas plus que les autres dispositions du décret, qui règle les congés pour cause de maladie ou d’infirmité que peut obtenir l’agent auquel il s’applique et leur incidence sur sa position administrative, l’article 10 n’a pour objet l’indemnisation de la victime d’un accident du travail, d’un accident sur le chemin du travail ou d’une maladie professionnelle.
Cet article ne prévoit aucune distinction suivant que le congé qu’il concerne est accordé avant ou après la consolidation des lésions.
En décidant, par les motifs reproduits au moyen, que l’article 10 ‘ ne pourrait trouver application après la consolidation des lésions ’ en raison ‘ des principes clairs dégagés de la loi du 3 juillet 1967 ’, ‘ lesquels sont d’ordre public ’, l’arrêt viole cette disposition légale ».
In demselben Sinne wurde mehrmals geurteilt, dass Abwesenheiten bei der Arbeit nach dem Datum der Konsolidierung der Körperverletzungen aufgrund von Artikel 10 des Dekrets vom 5. Juli 2000 in der vor seiner Abänderung durch Artikel 77 des Dekrets vom 19. Juli 2021
anwendbaren Fassung, sofern sie in kausalem Zusammenhang mit dem Arbeitsunfall stehen, nicht auf die in den Artikeln 7 bis 9 des Dekrets vom 5. Juli 2000 erwähnte Quote der
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Urlaubstage wegen Krankheit oder Gebrechlichkeit angerechnet werden und dass die betreffende Lehrkraft während dieses Zeitraums ihr volles Gehalt bezieht (Lüttich, 18. Oktober 2016, AL...
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