Jugement/arrêt, Cour constitutionnelle (Cour d'arbitrage), 2022-10-27

JurisdictionBélgica
Judgment Date23 novembre 2023
ECLIECLI:BE:GHCC:2023:ARR.153
Link to Original Sourcehttps://juportal.be/content/ECLI:BE:GHCC:2023:ARR.153
Docket Number153/2023
CourtGrondwettelijk Hof (Arbitragehof)

Verfassungsgerichtshof
ÜBERSETZUNG
Entscheid Nr. 141/2022
vom 27. Oktober 2022
Geschäftsverzeichnisnr. 7846
AUSZUG
In Sachen: Klage auf einstweilige Aufhebung der Artikel 3 und 6 des Dekrets der Französischen Gemeinschaft vom 23. Juni 2022 « zur Abänderung des Dekrets vom 18. Januar 2018 zur Einführung des Gesetzbuches über die Prävention, die Jugendhilfe und den Jugendschutz » (Einfügung der Artikel 37/1 und 52/1 in das Dekret vom 18. Januar 2018), erhoben von der Kammer der französischsprachigen und deutschsprachigen Rechtsanwaltschaften.
Der Verfassungsgerichtshof,
zusammengesetzt aus den Präsidenten P. Nihoul und L. Lavrysen, und den Richtern T. Giet, J. Moerman, M. Pâques, Y. Kherbache, T. Detienne, D. Pieters, S. de Bethune und E. Bribosia, unter Assistenz des Kanzlers F. Meersschaut, unter dem Vorsitz des Präsidenten P. Nihoul,
erlässt nach Beratung folgenden Entscheid:
I. Gegenstand der Klage und Verfahren
Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 5. August 2022 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 8. August 2022 in der Kanzlei eingegangen ist, erhob die Kammer der französischsprachigen und deutschsprachigen Rechtsanwaltschaften, unterstützt und vertreten durch RA J. Fierens, in Brüssel zugelassen, Klage auf einstweilige Aufhebung der Artikel 3 und 6 des Dekrets der Französischen Gemeinschaft vom 23. Juni 2022 « zur Abänderung des Dekrets vom 18. Januar 2018 zur Einführung des Gesetzbuches über die Prävention, die Jugendhilfe und den Jugendschutz »
(Einfügung der Artikel 37/1 und 52/1 in das Dekret vom 18. Januar 2018), veröffentlicht im Belgischen Staatsblatt vom 19. Juli 2022.
Mit derselben Klageschrift beantragt die klagende Partei ebenfalls die Nichtigerklärung derselben Dekretsbestimmungen.
2
Durch Anordnung vom 22. August 2022 hat der Gerichtshof den Sitzungstermin für die Verhandlung über die Klage auf einstweilige Aufhebung auf den 21. September 2022
anberaumt, nachdem die in Artikel 76 § 4 des Sondergesetzes vom 6. Januar 1989 über den Verfassungsgerichtshof genannten Behörden aufgefordert wurden, ihre etwaigen schriftlichen Bemerkungen in der Form eines Schriftsatzes spätestens am 12. September 2022 einzureichen und eine Abschrift derselben innerhalb derselben Frist der klagenden Partei sowie der Kanzlei des Gerichtshofs per E-Mail an die Adresse « griffie@const-court.de » zu übermitteln.
Schriftliche Bemerkungen wurden eingereicht von:
- der VoG « Association Syndicale des Magistrats », unterstützt und vertreten durch RA J. Fierens,
- der Regierung der Französischen Gemeinschaft, unterstützt und vertreten durch RÄin M. Mareschal, in Brüssel zugelassen.
Auf der öffentlichen Sitzung vom 21. September 2022
- erschienen
. RA J. Fierens, für die klagende Partei und die VoG « Association Syndicale des Magistrats »,
. RÄin M. Mareschal, für die Regierung der Französischen Gemeinschaft,
- haben die referierenden Richter E. Bribosia und D. Pieters Bericht erstattet,
- wurden die vorgenannten Rechtsanwälte angehört,
- wurde die Rechtssache zur Beratung gestellt.
Die Vorschriften des vorerwähnten Sondergesetzes vom 6. Januar 1989, die sich auf das Verfahren und den Sprachengebrauch beziehen, wurden zur Anwendung gebracht.
II. Rechtliche Würdigung
(…)
In Bezug auf die angefochtenen Bestimmungen und deren Kontext
B.1. Die klagende Partei beantragt die Nichtigerklärung und einstweilige Aufhebung der Artikel 3 und 6 des Dekrets der Französischen Gemeinschaft vom 23. Juni 2022 « zur Abänderung des Dekrets vom 18. Januar 2018 zur Einführung des Gesetzbuches über die Prävention, die Jugendhilfe und den Jugendschutz » (nachstehend: Dekret vom 23. Juni 2022).
3
B.2. Das Dekret vom 23. Juni 2022 hat ein doppeltes Ziel:
- einerseits führt es einen Bereitschaftsdienst der Berater für Jugendhilfe und der Jugendschutzdirektoren ein ((Artikel 1 und 5 des Dekrets vom 23. Juni 2022),
- andererseits schafft es eine gesetzliche Grundlage für Entscheidungen der Staatsanwaltschaft, um ein Kind im Fall der dringenden Notwendigkeit, wenn die körperliche oder geistige Unversehrtheit des Kindes unmittelbar und akut einer ernsthaften Gefahr ausgesetzt ist, außerhalb der Öffnungszeiten der Dienste für Jugendhilfe und Jugendschutz oder wenn der Berater für Jugendhilfe oder der Jugendschutzdirektor während dieser Zeiten nicht erreichbar sind, außerhalb seines Lebensumfelds unterbringen zu lassen (angefochtene Artikel 3 und 6 des Dekrets vom 23. Juni 2022).
B.3.1. Der angefochtene Artikel 3 des Dekrets vom 23. Juni 2022 fügt in das Dekret der Französischen Gemeinschaft vom 18. Januar 2018 « zur Einführung des Gesetzbuches über die Prävention, die Jugendhilfe und den Jugendschutz » (nachstehend: Jugendgesetzbuch), einen Artikel 37/1 ein, der bestimmt:
« § 1er. En cas de nécessité urgente, lorsque l’intégrité physique ou psychique d’un enfant est exposée directement et actuellement à un péril grave et en dehors des heures d’ouverture des services de l’aide à la jeunesse ou si le conseiller n’est pas joignable durant celles-ci, le ministère public peut prendre la mesure visée à l’article 51, alinéa 1er, 2°. La mesure prend fin au plus tard à la fin du premier jour ouvrable suivant le moment où la mesure a été prise.
§ 2. Le tribunal de la jeunesse connaît des contestations relatives à la mesure visée au paragraphe 1er prise par le Ministère public et portées devant lui par les personnes visées à l'article 36, alinéa 1er ».
B.3.2. Der angefochtene Artikel 6 des Dekrets vom 23. Juni 2022 fügt in das Jugendgesetzbuches einen Artikel 52/1 ein, der bestimmt:
« § 1er. En cas de nécessité urgente, lorsque l’intégrité physique ou psychique de l’enfant est exposée directement et actuellement à un péril grave et en dehors des heures d’ouverture des services de protection de la jeunesse ou si le directeur n’est pas joignable durant celles-ci, le Ministère public peut prendre la...

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