Auszug aus dem Entscheid Nr. 135/2019 vom 17. Oktober 2019 Geschäftsverzeichnisnummer 6713 n Sachen: Klage auf völlige oder teilweise Nichtigerklärung des Gesetzes vom 25. Dezember 2016 « über die

Auszug aus dem Entscheid Nr. 135/2019 vom 17. Oktober 2019

Geschäftsverzeichnisnummer 6713

n Sachen: Klage auf völlige oder teilweise Nichtigerklärung des Gesetzes vom 25. Dezember 2016 « über die Verarbeitung von Passagierdaten », erhoben von der VoG « Ligue des Droits de l'Homme ».

Der Verfassungsgerichtshof,

zusammengesetzt aus den Präsidenten F. Daoût und A. Alen, und den Richtern T. Merckx-Van Goey, P. Nihoul, T. Giet, R. Leysen und J. Moerman, unter Assistenz des Kanzlers F. Meersschaut, unter dem Vorsitz des Präsidenten F. Daoût, erlässt nach Beratung folgenden Entscheid:

  1. Gegenstand der Klage und Verfahren

    Mit einer Klageschrift, die dem Gerichtshof mit am 24. Juli 2017 bei der Post aufgegebenem Einschreibebrief zugesandt wurde und am 26. Juli 2017 in der Kanzlei eingegangen ist, erhob die VoG « Ligue des Droits de l'Homme » (nunmehr « Ligue des droits humains »), unterstützt und vertreten durch RÄin C. Forget, in Brüssel zugelassen, Klage auf völlige oder teilweise (Artikel 3 § 1, 8 § 2 und Kapitel 11) Nichtigerklärung des Gesetzes vom 25. Dezember 2016 « über die Verarbeitung von Passagierdaten » (veröffentlicht im Belgischen Staatsblatt vom 25. Januar 2017).

    [...]

  2. Rechtliche Würdigung

    [...]

    In Bezug auf das angefochtene Gesetz und dessen Kontext

    B.1. Die durch die VoG « Ligue des Droits de l'Homme » (nunmehr « Ligue des droits humains ») eingereichte Nichtigkeitsklage richtet sich gegen das Gesetz vom 25. Dezember 2016 « über die Verarbeitung von Passagierdaten » (nachstehend: Gesetz vom 25. Dezember 2016), das eine Verpflichtung für die Beförderungsunternehmen und Reiseunternehmen festlegt, die Daten zu Passagieren, die sogenannten « PNR-Daten » (Passenger Name Record), zu übermitteln.

    B.2.1. Nach Artikel 2 setzt das Gesetz vom 25. Dezember 2016 drei europäische Richtlinien um.

    B.2.2. Zunächst wird mit dem Gesetz vom 25. Dezember 2016 die Richtlinie (EU) 2016/681 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 27. April 2016 « über die Verwendung von Fluggastdatensätzen (PNR-Daten) zur Verhütung, Aufdeckung, Ermittlung und Verfolgung von terroristischen Straftaten und schwerer Kriminalität » (nachstehend: PNR-Richtlinie) umgesetzt.

    Die PNR-Richtlinie sieht die Erhebung und Übermittlung der Fluggastdatensätze von Drittstaatsflügen durch die Fluggesellschaften zum Zwecke der Verhütung, Aufdeckung, Ermittlung und Verfolgung von terroristischen Straftaten und schwerer Kriminalität vor. Diese Richtlinie gilt für die Verarbeitung von PNR-Daten im Bereich des Luftverkehrs,

    gemäß ihrem Erwägungsgrund 33 schließt sie jedoch die Möglichkeit der Mitgliedstaaten nicht aus, den darin vorgesehenen PNR-Mechanismus nach ihrem jeweiligen nationalen Recht auf andere Beförderungsmittel oder auf andere Wirtschaftsteilnehmer als die Beförderungsunternehmen auszudehnen. Außerdem kann die PNR-Richtlinie gemäß ihrem Artikel 2 auch auf Flüge innerhalb der Europäischen Union angewandt werden.

    B.2.3. Mit dem Gesetz vom 25. Dezember 2016 wird außerdem die Richtlinie 2004/82/EG des Rates vom 29. April 2004 « über die Verpflichtung von Beförderungsunternehmen, Angaben über die beförderten Personen zu übermitteln » (nachstehend: API-Richtlinie) umgesetzt.

    So regelt es die Verwendung von Passagierdaten für die in der Richtlinie 2004/82/EG vorgesehenen Zwecke, indem es den Inhalt des königlichen Erlasses vom 11. Dezember 2006 « über die Verpflichtung von Fluggesellschaften, Angaben über die beförderten Personen zu übermitteln » (nachstehend: königlicher Erlass vom 11. Dezember 2006) wiederaufnimmt.

    B.2.4. Mit dem Gesetz vom 25. Dezember 2016 wird schließlich teilweise die Richtlinie 2010/65/EU des Europäischen Parlaments und des Rates vom 20. Oktober 2010 « über Meldeformalitäten für Schiffe beim Einlaufen in und/oder Auslaufen aus Häfen der Mitgliedstaaten und zur Aufhebung der Richtlinie 2002/6/EG » umgesetzt. Zweck dieser Richtlinie ist die Vereinfachung und Harmonisierung der Verwaltungsverfahren im Seeverkehr durch die allgemeine Nutzung elektronischer Systeme für die Datenübermittlung und durch die Rationalisierung der Meldeformalitäten (Artikel 1 Absatz 1).

    B.3.1. Das Gesetz vom 25. Dezember 2016 zielt darauf ab, « einen rechtlichen Rahmen zu schaffen, um es verschiedenen Sektoren der internationalen Personenbeförderung (Flug-, Schienen-, internationaler Straßen- und Seeverkehr) und Reiseunternehmen aufzuerlegen, ihre Passagierdaten an eine vom FÖD Inneres verwaltete Datenbank zu übermitteln (Parl. Dok., Kammer, 2015-2016, DOC 54-2069/001, S. 6):

    Le traitement des données de passagers, leur comparaison avec des banques de données et leur soumission à des critères prédéterminés sont nécessaires pour révéler ces modes opératoires, découvrir de nouvelles tendances et de nouveaux phénomènes, mais aussi déterminer les passagers à soumettre à un examen approfondi car ceux-ci, sur la base des résultats du traitement, peuvent être impliqués dans une infraction terroriste, dans des formes de criminalité grave, dans des atteintes à l'ordre public dans le cadre de la radicalisation violente et dans des activités pouvant menacer les intérêts fondamentaux de l'Etat.

    [...]

    Transposant la directive européenne relative à l'utilisation des données des dossiers passagers (PNR) pour la prévention et la détection des infractions terroristes et des formes graves de criminalité, ainsi que pour les enquêtes et les poursuites en la matière, l'avant-projet de loi prend au maximum en compte les dispositions prévues au niveau européen. Cela est essentiel pour créer un mécanisme efficace pour le traitement des données relatives aux passagers, de manière à tendre vers une interopérabilité maximale entre les Unités d'information des passagers des Etats membres.

    [...]

    L'analyse des données des passagers sera exclusivement confiée à une Unité d'Information des Passagers (UIP) créée au sein du SPF Intérieur et notamment composée, placés sous l'autorité fonctionnelle d'un fonctionnaire dirigeant de l'UIP des membres détachés issus des services de police, de la Sûreté de l'Etat, du Service général de Renseignement et de Sécurité et des Douanes (en ce qui concerne les Douanes, le traitement des données de passagers est nécessaire à la recherche et à la poursuite de fraudes, comme prévu dans l'Annexe 2, point 7 de la Directive 2016/681)

    (ebenda, SS. 5-6).

    B.3.2. Das durch die PNR-Richtlinie eingeführte System zur Erhebung der Daten vervollständigt das durch die API-Richtlinie geschaffene System, da die PNR-Daten umfassender sind als die API-Daten:

    Les données API (Advanced Passenger Information) sont des données authentiques. Elles proviennent de documents authentiques (en [tre] autre [s] des cartes d'identités) et sont suffisamment précises pour identifier une personne. Il s'agit des données transmises dans le cadre du check-in et l'embarquement. Dans le cadre de la lutte contre le terrorisme et la criminalité grave, l'information qui est contenue dans les données API est suffisante pour identifier les terroristes et les criminels connus à l'aide de systèmes d'avertissement.

    Les données PNR, c'est-à-dire les données de réservation, contiennent davantage d'éléments et sont plus rapidement disponibles que les données API. Ces éléments constituent un instrument très important pour la réalisation d'évaluations de risque concernant des personnes et l'établissement de liens entre des personnes connues et des personnes inconnues. De même pour les recherches ponctuelles, les données PNR représentent une plus-value importante

    (ebenda, SS. 6-7).

    B.3.3. Die Verpflichtung zur Übermittlung der Passagierdaten gilt « sowohl für internationale Flüge, für internationale Hochgeschwindigkeitszüge, für den internationalen Charterverkehr mit Reisebussen und den Seeverkehr aus und in die Europäische Union als auch für Beförderungen in und aus der Europäischen Union » (ebenda, S. 7) gemäß der in Artikel 2 der PNR-Richtlinie vorgesehenen Möglichkeit.

    Außerdem ist die gesetzliche Verpflichtung zur Übermittlung der Passagierdaten im Einklang mit der von der PNR-Richtlinie gebotenen Möglichkeit, diese Verpflichtung auch anderen Wirtschaftsteilnehmern als Beförderungsunternehmen aufzuerlegen, nicht nur auf die in der PNR-Richtlinie genannten Beförderungsunternehmen, sondern auch auf Reiseunternehmen anwendbar (ebenda, S. 8).

    In Bezug auf den Umfang der Klage

    B.4.1. Der Gerichtshof muss die Tragweite der Nichtigkeitsklage auf der Grundlage des Inhalts der Klageschrift.

    Der Gerichtshof kann nur ausdrücklich angefochtene Gesetzesbestimmungen für nichtig erklären, gegen die Klagegründe angeführt werden, sowie gegebenenfalls Bestimmungen, die nicht angefochten werden, jedoch untrennbar mit den für nichtig zu erklärenden Bestimmungen verbunden sind.

    B.4.2. Die klagende Partei beantragt zwar mit ihrem ersten Klagegrund die Nichtigerklärung des gesamten Gesetzes vom 25. Dezember 2016, aber aus der Begründung des Klagegrunds geht hervor, dass sich die Beschwerdegründe nur gegen Artikel 3 § 2, Artikel 4 Nr. 9 und 10, Artikel 7 bis 9, Artikel 12 bis 16, Artikel 18, Artikel 24 bis 27, Artikel 50 und Artikel 51 des Gesetzes vom 25. Dezember 2016 richten. Folglich ist die Nichtigkeitsklage nur in diesem Maße zulässig.

    Der zweite, hilfsweise vorgebrachte Klagegrund richtet sich gegen Artikel 3 § 1, Artikel 8 § 2 und Kapitel 11 des Gesetzes vom 25. Dezember 2016, das die Artikel 28 bis 31 umfasst.

    B.4.3. Sollte sich bei der genaueren Prüfung der Klagegründe herausstellen, dass nur bestimmte Teile der angefochtenen Bestimmungen bemängelt werden, wird die Prüfung gegebenenfalls auf diese Teile beschränkt.

    B.5. Die angefochtenen Artikel bestimmen:

    KAPITEL 2. - Anwendungsbereich

    Art. 3. § 1. Vorliegendes Gesetz bestimmt die Verpflichtungen der Beförderungsunternehmen und Reiseunternehmen in Bezug auf die Übermittlung von Daten zu Passagieren, die in das nationale Hoheitsgebiet, aus dem nationalen Hoheitsgebiet oder durch das nationale Hoheitsgebiet befördert werden.

    § 2. Der...

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